"Significant event: Looting": Wikidata-Modelle zu kolonialer Plünderung und afrikanischem Kulturerbe

Yann LeGall, Berlin

Werkstattbericht im Rahmen der Online-Reihe Digitale Provenienzforschung in Universitätssammlungen – Werkstattberichte

Datum: 4. Juni 2025, 13-14 Uhr
Link: https://hu-berlin.zoom-x.de/j/67671350728

Abb-LeGall
Abb. 1: Wikidata Query zu Akteuren und geraubten Kulturgütern während Adibo dali und der deutschen Expedition gegen den Königreich Dagbon, 1896, Wikidata/Wikidata Projekt TheRoK, CC-BY-SA 4.0.

Das vom DZK geförderte Projekt „Repertory of Colonial Plunder“ hat zum Ziel, einen umfassenden Überblick über die militärischen Expeditionen in den ehemaligen deutschen Kolonialgebieten in Afrika zu erstellen. Diese Gewaltkontexte werden mit musealen Sammlungen abgeglichen, insbesondere dann, wenn eine enge Verbindung zwischen militärischem Einsatz und dem Erwerb von Kulturgut hergestellt werden kann. Dieser ereigniszentrierte Ansatz unterscheidet sich von üblichen Objektbiographien oder Akteur:innen-orientierten Ansätzen und bietet eine einzigartige Methode zur Erfassung von Daten zur Provenienzforschung. In Zusammenarbeit mit Wikimedia Deutschland haben die Projektmitglieder bereits einige dieser sogenannten "Strafexpeditionen" in Wikidata eingetragen. Diese Entitäten verknüpfen Militäroffiziere, Museen, afrikanische Herrscher und ihre geraubten Kulturgüter und tragen ein Stück weit dazu bei, dem Eurozentrismus der Daten zur deutschen Kolonialgeschichte entgegenzuwirken. In diesem Werkstattbericht wird Yann LeGall anhand einiger Fallbeispiele einen Einblick in die Praxis der Datenerhebung geben.

Yann LeGall ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kunstwissenschaft der TU Berlin im Projekt „Repertory of Colonial Plunder“, das vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert wird. Er erforscht die Geschichte kolonialer Plünderungen und Kriegsbeute aus militärischen Expeditionen, die sich heute noch in deutschen Museen befinden. Im Rahmen des Projekts „The Restitution of Knowledge“ veröffentlichte er 2024 gemeinsam mit Sela K. Adjei den Band Fifteen Colonial Thefts: A guide to looted African heritage in museums. LeGall promovierte 2020 über Erinnerungskulturen nach und während der Repatriierung von afrikanischen Ahnengebeinen aus der Kolonialzeit. Er ist Mitglied von Berlin Postkolonial e.V. und der Initiative Postcolonial Potsdam, mit der er Führungen zu kolonialen Spuren im Park Sanssouci durchführt.